Chronik

Im Juli 1919, kurz nach dem ersten Weltkrieg, wird der Musikverein als Posaunenchor Müsen gegründet. Er besteht zunächst aus 16 aktiven Musikern, die sich zum Ziel setzen gute Musik zu kirchlichen und nichtkirchlichen Anlässen zu machen. Auch die Geselligkeit sollte nicht zu kurz kommen. Politische Neutralität und konfessionelle Toleranz waren Gebote, die man gelobte unbedingt einzuhalten. Dieses Vorhaben wurde allerdings in den folgenden Jahren sehr oft und sehr stark strapaziert.

Im Laufe des ersten Jahres wächst die Zahl der Musiker auf 28. Es finden sich außerdem die ersten passiven Mitglieder, um die Arbeit des Vereins zu unterstützen. Erster Dirigent, oder Kapellmeister, wie es damals noch hieß, ist Emil Franz, der den Verein zusammen mit dem Vorsitzenden Alfred Schmidt in politisch schwierigen Zeiten zusammen hält.

1921 gibt man dem Jungen Verein den Namen Musikverein Müsen. Bedingt durch den Schnitt der Uniformen nennt man die Formation auch die Dornbrucher Jäger. Es wird immer mehr in der Öffentlichkeit gespielt und die dadurch erhaltenen finanziellen Mittel werden in neue Musikinstrumente und die erste Uniform investiert.

Zu dieser Zeit gibt es weder Radio noch Fernsehen und wenn man Musik hören will, muss man sie selber machen. So entsteht 1925 neben dem Blas- auch ein Streichorchester, das bei Hochzeiten und Familienfeiern beachtlich kultivierte Musik darbot.

Wer im Protokollbuch des Vereins blättert, ließt im Jahresbericht 1928, dass die Kapelle an 24 Veranstaltungen teilnahm. Bei Turnfesten, Schützenfesten und kirchlichen Feiern wurde aufgespielt in Siegen, Hilchenbach, Kredenbach, Stift Keppel, Allenbach, Trupbach, Osthelden, Brachthausen und Kohlhagen. Das brachte ein beachtliches Honorar von 1.844,- Reichsmark. Der Kassierer konnte 1.600,- Reichsmark an die Aktiven ausschütten. Beispielhaft ist der Kassenbericht des Jahres 1928:

Die Kassenabrechnung schließt ab in Einnahmen 4938,75 Mark in Ausgaben 4791,10 Mark bleibt Betstand 147,65 Mark

Die Einnahmen detaillieren sich folgendermaßen:

die Kassenübernahme vom vorigen Geschäftsjahr 561,54 Mark Verlosung 949,05 Mark Mitgliedsbeiträge 459,25 Mark Einnahmen durch Musikverpflichtungen 2467,70 Mark sonstige Gelegenheitseinnahmen usw. 601,21 Mark

Die Beiträge detaillieren sich:

Rückstand 1926 32 Mark eingegangen sind 29 Mark, Rückst. 3,- Beitrag 1927 414,25 Mark Rückstand 33,50 Mark (verteilt sich auf 13 Mitglieder)

an Eintrittsgeld gingen ein 16,00 Mark

3 Mitglieder sind beitragsfrei. Die Ausgaben verteilen sich folgendermaßen:

Für Instrumentenanschaffung bzw. Reperatur 2152,85 Mark 46% Für Noten usw. 79,55 " 2% Für Licht, Brand, Verwaltungskosten 515,40 " 9% Für Familienfeier, Weihnachtsfeier 373,50 " 7% Für Auszahlung der Mitglieder bei Musikverpfl. 1669,80 " 36%

Außer den rückständigen Mitgliedsbeiträgen sind noch einige Beiträge rückständig für gelieferte Noten, gelieferte Instrumente im Gesamtbetrag 39,20 Mark.

Die Kasse wurde am 7.1.28 von den Herren Lohs und Mankel geprüft.

Dahlbruch, d. 7.1.28 Alfred Schmidt

 

1929, die Weltwirtschaftskrise kündigt sich in ransant steigender Arbeitslosigkeit an, die Krise des Deutschen Reiches in ebenso rapidem Wachsen der rechts- und linksradikalen Parteien, konnte der Müsener Musikverein am 20. und 21. April im Saale Sonneborn ein Konzert und eine offizielle Geburtstagsfeierstunde feiern. Der Vorsitzende Alfred Schmidt zeichnete ein seiner Ansprache den Weg des Orchesters von den Anfängen bis zu diesem ersten Höhepunkt auf. Nachfolgend die Abschrift des Orginalberichts über die Geburtstagsfeier vom 20. und 21. April 1929. Schriftführer war Otto Klein:

Bericht über die 10. Geburtstagsfeier unseres Vereins: Tag: 20/21. April 1929 Ort: Lokal Sonneborn

Zunächst erwähne ich, daß ein genaues Programm über die Feier an sich zu den Vereinsakten gelegt ist. Nach allen getroffenen Vorbereitungen begann am Samstagabend gegen 21.00 Uhr der offizielle Teil unserer Feier. Ich schalte noch ein, daß die ältesten passiven Mitglieder örtlich dadurch einen Vorzug hatten, daß für sie, im Hinblick auf ihre langjährige Mitgliedschaft, besondere Plätze reserviert waren. Mit Streichmusik begannen die musikalischen Darbietungen unter der Leitung unseres derzeitigen zweiten Kapellmeisters Erich Krämer. Ich erwähne noch, daß außer den üblichen Darbietungen, die ebenfalls befriedigend gelangen, Herr Otto Strack in Gemeinschaft mit dem Orchester verschiedene Xylophon-Solos vortrug, die wohl als Glanzleistungen und Glanznummern des Abends bezeichnet werden dürften. Nach der von unserem ersten Vorsitzenden Alfred Schmidt gehaltenen Festrede, wurde ihm, fast im Augenblick sichtlich darüber erschrocken, in Annerkennung seiner langjährigen Arbeit und Leistung ein Schreibtischstuhl überreicht. Mit wenigen Worten führte ich den Akt der Ehrung aus. Auch die Blasmusik, die den zweiten Teil des Programms ausfüllte, war eine befriedigende Leistung... Ich bemerke, daß vor allen Dingen die Zwicker'sche MilitärOuvertüre und die Xylophon-Solos des Herrn Strack bei den Zuhörern gut ansprachen.

Sonntag mittag (21. April)

Die Fortsetzung begann ziemlich pünktlich. Außer den mit Blasmusik ausgefüllten Zeiten wurden einige Theaterstücke gespielt.

Abends, zur festgesetzten Zeit, begannen die Tanzvergnügungen. Alles in allem können diese beiden Tage als besondere Momente innerhalb unseres Vereins und Vereinsbetehens bezeichnet werden. Konnte doch die Vereinsleitung an diesen Tagen mit Stolz für sich in Anspruch nehmen, selbst unter den schwierigsten Verhältnissen den Verein bis dato dem Ziele zugeführt zu haben. Ideell wie materiell konnte sie zu ihrer Befriedigung Fortschritte feststellen.

Hoffen wir, daß unter der derzeitigen Leitung der Verein auch künftig hin allen schändlichen Einflüssen trotzt.

Schriftführer Otto Klein Müsen, den 25. April 1929

 

Man zählte 22 Aktive und die Zahle der passiven Mitglieder war von 22 auf 165 gewachsen. Sieben Aktive: Athur Schür, Robert Boss, Emil Franz, erich Krämer, Richard Jung und Fritz Jung sowie Vorsitzender Alfred Schmidt erhielten für zehnjäriges Mitwirken ein Ehrenabzeichen. Dank und Anerkennung wurden vor allem dem Kapellmeister Emil Franz und seinem Stellvertreter Erich Krämer ausgesprochen. Gerade die beiden Letztgenannten hatten sich in den zurückliegenden Jahren um die Ausbildung und Förderung des musikalischen Nachwuchses verdient gemacht.

Als im Jahre 1931 die Grube Stahlberg ihre Eisenerzförderung einstellte und die Müsener Bergleute brotlos machte, verlor der Verein auf einen Schlag 23 passive Mitglieder, obwohl die Jahreshauptversammlung unter Berücksichtigung der allgemeinen Notlage den Jahresbeitrag von 3,00 auf 2,50 Reichsmark (RM) gesenkt hatte.

Die Abschiedsfeier für den tausendjährigen Bergbau am 1. April 1931 in der Müsener Kirche war bitterer Ernst und kam einer Beerdigung gleich. Manchem Musiker standen nicht aus Rührung, sondern aus ernster Sorge um seine Existenz die Tränen in den Augen.

 

Bericht über die Abschiedsfeier vom 1. April 1931:

Musikleistung des Vereins bei der Abschiedsfeier bei der Grube Stahlberg in Müsen am 1. April 1931

Zu der oben genannten Feier war der gesamte Chor des Vereins zur Musikleistung bestimmt. Die Feier begann abends 6 1/2 Uhr mit einem Abschiedsessen, zu dem der Chor der Feier entsprechend einige Musikstücke vortrug. An der wirklichen Feier in der Kirche beteiligten wir uns ebenfalls durch Vortragen einiger Bergmanns- und Kirchenlieder. Geleitet wurde der Chor vom zweiten Chorleiter , Erich Krämer, weil der erste Chorleiter dienstlich verhindert war.

Die Musikleistung wurden unentgeltlich ausgeführt.

Müsen, den 2. April 1931

Fr. Jung

 

Als man in Deutschland fast 7 Millionen Arbeitslose zählte, ermäßigte der Verein den Jahresbeitrag auf 2,00 RM und entschloss sich, den Beitrag in monatlichen Raten von 0,20 RM zu erheben, um auch die völlig verarmten Mitglieder nicht zu verlieren. Desweiteren setzte man für die Aktiven einen Beitrag von 1,00 RM fst, um den Verein über einen nicht absehbaren zeitraum am Leben zu halten.

Die folgenden Jahre bescherten den aktiven Musikern vielerlei öffentliche Auftritte, jedoch waren diese, bedingt durch die Gleichstellung der Vereine durch die NSDAP, immer mehr politischer Natur. Die politsche Neutralität, die man sich bei der Vereinsgründung zum Vorsatz genommen hatte, geriet immer mehr in Gefahr, verlorenzugehen. Es häuften sich die Austritte von aktiven und pasiven Mitgliedern. Die noch vorhandenen Musiker und die passiven Mitglieder versuchten mit allen Kräften den Verein zusammenzuhalten. In den Jahren von 1930 bis 1939 wechselten nicht weniger als 6 Dirigenten am Dirigentenpult. Unter dem Druck der politischen Macht wurde der Musikverein am 19. März 1934 in die SA übernommen, wurde jedoch, bedingt durch den Widerstand der verbliebenen Musiker, am 2. Oktober wieder aus der SA entlasse.

Am 25. März 1939 wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die vorläufige Auflösung des Vereins debattiert. Zu dieser Auflösung kem es Gott sei Dank nicht. Bedingt durch die wenigen aktiven und passiven Mitglieder, die sich zu dieser Versammlung eingefunden hatten, kam es zu folgender Einigung: Jedes aktive Mitglied verpflichtet sich, sein Instrument zu Hause aufzubewahren und zu pflegen, um es zu einem späteren Zeitpunkt wieder für den Verein zu gebrauchen. Darüber hinaus gelang es dem Mitglied Athur Schür, alle restlichen Instrumente einzusammeln und im vereinslokal, Gasthof Stahlberg, zu verstecken. Die sichtbare Aufrüstung und das propagandistische Gehabe der politischen Führung ließen keinen Zweifel and dem Ausbruch des Krieges zu, bis es dann im September 1939 wirklich dazu kam.

 

Am 25. März 1939 Außerordentliche Versammlung

Da sich in letzter Zeit eine gewisse Disziplinlosigkeit und eine große Bummelei in den Übungsstunden breit gemacht hatte, und dem Chorleiter die Sache schwer und gewissermaßen verleidet wurde, und die noch standhaften Mitglieder, die zu den Übungsstunden erschienen, aber öfters ohne üben zu können wieder nach Hause gingen, so wurde die Stimmung laut, daß es so nicht weitergehen konnte, den Verein aufzulösen, da es auch an dem nötigen Nachwuchs fehlte und selbst diejenigen jungen Leute, die sich der Musik widmen wollten, die Anleitung fehlte. Zu diesem Zweck wurden am 19. März die gesamten Mitglieder zu einer außerordentlichen Versammlung schriftlich eingeladen. Leider war aber die Versammlung schlecht besucht, so daß ein solch einschneidender Beschluß nicht stattfinden konnte. Da nun laut Satzung in bezug auf Auflösung zwei aufeinander stattfindenen Versammlungen nötig waren, fand die zweite Versammlung nach vorheriger Einladung am 25. März statt. Nach manchem Für und Wider kam man aber zu dem Entschluß, den uns so lieb gewordenen Verein nicht aufzulösen, sondern angesichts der Verhältnisse zu vertagen und die Übungsstunden einzustellen, zumal der Chorleiter mit Folge der schlecht besuchten Übungsstunden sein Amt niedergelegt hatte. Es wurde sodann noch über die Einziehung der Instrumente beraten. Ein Antrag ging dahin, die Instrumente einzuziehen aber angesichts eines Mangels wegen Unterbringung derselben kam man zu dem Entschluß, den Mitgliedern dieselben zu Aufbewahrung zu überlassen. Es wurde Ihnen natürlich zur Pflicht gemacht, die instrumente in gutem Zustand zu halten, da man erwartete, daß über kurz oder lang doch den Mitgliedern klar würde, was für schöne und gesellige Stunden sie in dem Verein gehabt hätten und doch wieder sich der Sache annehmen würden. Somit wurde die Versammlung um 3 1/4 Uhr geschlossen.

Arthur Schür

 

1945 - Das Ende des zweiten Weltkrieg zeichnet sich ab. Die alliierten Armeen machten bei ihrem siegreichen Durchzug auch vor Müsen nicht halt. Es gab Hausdurchsuchungen, die teilweise gar in Plüderungen ausarteten.

Aus Besorgnis über den Verbleib der im Vereinslokal von Otto Braun noch lagernden Instrumente begaben sich Athur Schür und Richard Jung ins Vereinslokal um zu retten, was zu retten war. Erfreulicherweise waren fast alle Instrumente unversehrt. Nur die Pauke war durch Schüsse und Hiebe durchlöchert. Als Richard Jung seine deformierte große Trommel sah, konnte sich dieser, nach außen hartgesottene und vom Kriegsleid schwer getroffene Mann, seiner Tränen nicht erwehren.

 

Versammlung der aktiven Mitglieder am 2. Juni 1946

Nach der Beendigung des für unser Volk so unheilvollen Krieges wurde von seitens der Mitglieder der Wunsch geäußert, den Musikverein, der seit dem Jahre 1939 seine Tätigkeit umständehalber vorübergehend eingestellt hatte, wieder aufleben zu lassen. Nach dem nun mit unserem früheren Chorleiter Emil Franz Rücksprache genommen war, wurde zu dieser Versammlung durch die Ortsschelle eingeladen und wurde beschlossen, vom früheren Vorsitzenden einen diesbezüglichen Antrag zur Abhaltung der Übungsstundne behördlich einzureichen. Nachdem noch über Uniformen und Instrumentenfragen gesprochen wurde, schloß der Vorsitzende um 2.20 Uhr die Versammlung.

Arthur Schür

 

Zwischenbericht Es ist noch zu berichten, daß Herr Emil Franz als Kapellmeister von der Behörde bestätigt wurde, und der Verein seit dem 10. die Übungsstunden wieder regelmäßig abhält. Es wird ihn ein schwieriges Beginnen sein, fehlen doch viele unserer Besten. Es starben den Heldentod oder wurden vermißt die Mitglieder: (ohne bestimmte Folge) Willi Spies, Walter Weil, Albert Weil, Heini Berg, Ewald Klein (tödlich verunglückt 1946). In Gefangenschaft befinden sich noch Paul Schneider, Richard Bald. Hoffen wir, daß es dem Chorleiter trotzdem gelingt, den Verein zu seiner alten Größe zu führen.

4.3.47

Paul Weber

 

Die Zeit 1945 bis 1946 war ausgefüllt vom bitteren Überlebenskampf des ersten Nachkriegsjahres. Hunger und Elend bestimmten den Tagesrhythmus. Der Flüchtlingsstrom aus dem Osten des ehemaligen Großdeutschen Reiches erreichte auch Müsen. Trotz allem regt sich bei vielen aktiven und passiven Mitgliedern des Musikvereins der Wunsch, den verein wieder aufleben zulassen. Durch die Ortsschelle, damals die übliche Art der örtlichen Kommunikation, wurde zur ersten Versammlung eingeladen. Diese fand am 2. Juni 1946 statt. Der langjährige 2. Vorsitzende Arthur Schür konnte Bilanz ziehen. Er übernimmt die Führung des Vereins. Vier Musiker waren in diesem schaurigen und schrecklichen Krieg gefallen: Heinrich Berg, Willi Spies, Albert Weil und Walter Weil

Ewald Klein, einer der vielseitigsten Musiker, verunglückte tödlich bei der Ausübung seines Berufs, beim Wiederaufbau der Stadt Siegen. In Gefangenschaft befanden sich noch die aktiven Mitglieder Paul Schneider und Richard Bald. Um den Verein wieder aufleben zu lassen und Übungsstunden abzuhalten, benötigte man die Genehmigung der Besatzungsbehörden. Diese wurde eingeholt und die Entscheidung viel positiv aus. Emil Franz stellte sich als Dirigent wieder zur Verfügung. Es wurden junge Männer, die Interesse am Musizieren hatten, angeworben. Endlich konnten die Aktiven ihre Musikleistung wieder anbieten.

Der erste Auftritt fand am 13. Januar 1947 anlässlich einer Theateraufführung des TuS Müsen statt. Allerdings bemerkte der damalige Chronist in seinem Jahresbericht:

 

Die musikalischen Darbietungen wurden von den Müsenern freudig begrüßt, die Musiker jedoch befriedigte die Qualität der Musikleistung noch nicht besonders.

 

Am 14. September 1947 legte der bewährte Dirigent Emil Franz nach einer heftigen Auseinandersetzung im aktiven Chor sein Amt als Dirigent nieder. Ein großer Teil der Mitglieder war mit diesem unrühmlichen Abgang nicht einverstanden. Sie fügten sich nur dem unumstößlichen Beschluß von Emil Franz. Die Nachfolge als erster Dirigent trat der bisherige Vizedirigent Karl Kohlmann an. Kohlmann wurde unter stillschweigender Duldung des Vorstandes als Dirigent eingesetzt. Man hatte die Befürchtung, dass er als Inhaber der Tanzkapelle Kohlmann die Interessen der Musikvereins nicht wahrnehem würde. Dies hat sich jedoch nicht bewahrheitet, denn gerade diese Zeit unter Kohlmann war für den Musikverein eine kurze aber erfolgreiche Zeit mit vielen Verpflichtungen.

Im Jahr 1949 übernahm nun Erich Quos, ein Musiker der guten Deisenrother Musikschule und seit einiger Zeit aktives Mitglied des Musikvereins, den Taktstock von Karl Kohlmann. Erstmals wurde 1949 ein geschäftsführer im Verein gewählt. Wilhelm Engelhardt übernahm dieses Amt. Dies führte in späteren Jahren zu manch hitzigen aber auch lustigen Debatten. In den folgenden Jahren spielte der Musikverein zu vielen gut- aber auch ebenso schlechtbesuchten Feierlichkeiten und Konzerten auf.

1950 löste Paul Schneider Athur Schür als ersten Vorsitzenden ab. Der Musikverein veranstaltete am 22. Januar 1950 in Eichen ein Konzert, zu dem nur 16 Besucher begrüßt werden konnten. Am 5. Februar des gleichen Jahres fanden schon 20 Musikfreunde den Weg zum Konzert. In Erwartung einer großen Resonanz hatte der Musikverein zusätzlich zwei auswärtige Musiker verpflichtet, die neben den anfallenden Kosten auch noch bezahlt werden mussten. In diesem Jahr war in der Vereinskasse nicht immer eitel Sonnenschein und man muss heute die Leute bewundern, die trotz solcher Rückschläge den Mut und die Ausdauer besaßen, den Verein am Leben zu halten.

Von 1952 bis 1953 führte Max Piper den Verein als erster Vorsitzender. 1953 begann die Ära von Wilhelm Engelhardt als Vorsitzender des Vereins. Diese 13 Jahre seines Wirkens, begünstigt durch den Wiederaufbau der Bundesrepublik und das damit verbundene Wirtschaftswunder, haben den Verein nachhaltig geprägt. Welche Leistungen die Musiker bringen mussten, möge folgendes Beispiel zeigen: Für den 28. August 1954 wurde der Musikverein zum Tambourwettstreit für die Fest- und Tanzmusik in Feudingen verpflichtet. Gleichzeitig am 29. August 1954 musste der Verein aber noch die Fest- und Tanzmusik für den TuS Dahlbruch bestreiten. Hierzu der Bericht des damaligen Schriftführers Otto Schäfer in seinem Jahresprotokoll:

Am 28. und 29. August spielte der Verein auf dem Tambourwettstreit in Feudingen. Hier gab es ab 20.00 Uhr einen Kommers, wo der Verein 2 Konzertstücke zum Vortrag brachte und um 24.00 Uhr den großen Zapfenstreich mit dem Tambourcorps aus Werdohl, schließend noch 1 1/2 Stunden Tanzmusik. Leider mußten wir dann mit einem Lastwagen nach Hause fahren, da am Sonntagmittag noch ein Festzug in Dahlbruch stattfand. Sonntag nachmittag 13.30 Uhr Festzug des TuS Dahlbruch zum Sportplatz. Während der Turnvorführung Unterhaltungsmusik bis 16.00 Uhr, dann zum Bahnhof und mit dem Zug um 16.25 Uhr wieder nach Feudingen. Dort wieder Tanzmusik bi 1.30 Uhr. Diesmal ging es im Omnibus wieder nach Hause.

Das dieses Fest keine Einzelerscheinung war, soll hier nur am Rand erwähnt werden. Injedem Verein gibt es herausragende Höhepunkte. So auch im Vereinsleben des Musikvereins. Einer dieser Höhepunkte war der Besuch des Holländische Musikvereins Concordia Treebeek. Dem Bereicht aus der Siegener Zeitung vom 24. September 1956 ist nichts mehr hinzuzufügen (Auszug aus dem Bericht):

 

Holländische Musiker in Müsen zu Gast

Ganz Müsen war am Samstag in der Ortsmitte versammelt, als vom Dorfeingang aus der holländische Musikverein "Concordia" mit klingendem Spiel der Drumband und des Harmonieorchesters in den Ort einzog. Vorsitzender Engelhardt hatte die Gäste am Ortseingang in empfang genommen. Die Müsener Bevölkerung und der Musikverein Müsen warteten auf die Gäste an der Kirche. Am Samstag traten die beiden Musikvereine in der Ortsmitte an und marschierten in die festlich geschmückte Turnhalle. Nach einer Ouvertüre durch die Müsener Musikanten drückte Vorsitzender Engelhardt seine Freude über das Kommen der Gäste aus und sprach von der verbindenden Kraft der Musik über die Grenzen hinweg. Unter Leitung des Dirigenten Niemeyer gaben die Holländer ein fast zweistündiges Konzert, in dem Werke von Rossini, von holländischen, englischen und amerikanischen Komponisten zu Gehör gebracht wurden. Am Sonntag trafen sich die Holländer mit ihren Gastgebern zu einem Ausflug auf den Kindelsberg. Kurz nach der Mittagspause marschierten die beiden Musikvereine zur Dahlbrucher Klinik und brachten den Kranken ein Ständchen. Zu Tanz und einem gemütlichen Beisammensein traf man sich am Abend in der Turnhalle. Gestern vormittag (Montag) hatten die Gäste Gelegenheit, das Dahlbrucher Werk der SIEMAG zu besichtigen, dann hieß es Abschied nehmen. Am frühen Nachmittag versammlten sich noch einmal zahlreiche Müsener und winkten noch lange, als die beiden Omnibusse unter den Klängen des Musikvereins Müsen langsam den Blicken entschwanden.

 

 

Mit den Musikern aus Holland, Hilchenbach, Bonn-Beul, Fellinghausen, Siegen, Birkelbach sowie allen Müsenern Ortsvereinen und vielen Gästen aus Nah und Fern feierte der Musikverein sein 40-jähriges Jubiläum. Hier der Orginalbericht vom 19. Mai 1959:

 

Drei Tage festlicher Musik in Müsen Der Musikverein feiert sein 40jähriges Bestehen - Sieben Kapellen spielten - Gäste aus Holland ernteten besonders starken Beifall. Nun haben die Müsener einen Grund mehr, stolz zu sein auf ihr Dorf und seine tausendjährige Geschichte: seit Pfingsten singen sie den Refrain des Festmarsches "Müsen Hoch", der am Samstagabend beim Kommers des Musikverein anläßlich der Feiern zum 40. Geburtstags von der befreundeten Kapelle aus Treebeek, Holland, uraufgeführt und vom Dirigenten der Muziekvereinigung Hoensbroek-Treebeek, Albert Niemeyer, eigens dafür komponiert und in Partitur gesetzt sowie allen ausgeschriebenen Stimmen vom komponisten persönlich überreicht wurde. Welche Stadt, welches Dorf im Siegerland hat schon solche originale Lokalhymne? Es ist ein kraftvoller Marsch, der ausklingt in die gesungene Ovation: "Im Siegerland, im Siegerland, zwischen Bergen in ein'm Tal, da liegt das Bergmannsdörfchen Müsen, das uns so gut gefallen kann. Lebe hoch, lebe hoch, lebe Müsen, lebe hoch". Sicher kein Text von Goethe - ohne Reim und ohne literarischem Ehrgeiz, aber vertont so einprägsam und schmissig, daß weit über tausend Gäste bei der Jubiläumsfeier des Musikvereins gleich mit einstimmten und die Begeisterung hoche Wellen schlug. Ja, das waren drei große Tage für das Dorf am Fuß der Martinshardt. Der Musikverein feierte seinen 40. Geburtstag und hatte dazu, außer den Ortsvereinen befreundete Kapellen aus Hilchenbach, Siegen, Bonn-Beul, Fellinghausen, Birkelbach und die genannten Holländer eingeladen, die wiederum in acht wochen, zu ihrem 25jährigen Jubiläum, die Müsener erwarten. Am Samstag gings los. Nachmittags waren ganz Müsen und Dahlbruch auf den Beinen, um die Gäste aus Holland,- etwa 140 Personen, in zwei Autobussen und etlichen Autos beim Gasthof Hufenbach zu empfangen. Der Spielmannszug des TuS Müsen vorauf und die Jugend in Scharen im Takt des Pauken- und Trommelschlages der beiden Kapellen hinterdrein, so zog man bis zur Kirche. Abends, nach der Kranzniederlegung am Ehrenmal, Kommers im großen Festzelt bei der Turnhalle. Ein bunter Abend: unterhaltsame Marschmusik, eine Serie von Begrüßungs- und Glückwunschansprachen, Chöre und klassische Orchestermusik. Alfred Schmidt, Richard Jung und Wilhelm Setzer, die dem Verein 40 Jahre die Treue hielten, wurden als Jubilare geehrt, ebenso Paul Schneider, Otto Knipp und Emil Kraus für 25jährige Mitgliedschaft. Ein Dank- und Anerkennungsgeschenk gab's für den Dirigenten Quos, der die Kapelle seit zehn Jahren leitet, die Jugend dafür zu begeistern wußte und ienen Klangkörper entwickelt hat, der weit über das Siegerland hinaus bekannt geworden ist. In angenehmer Abwechslung sang der MGV "Glück Auf" zwei Chöre. Dann bot die Kapelle Concordia Treebeek bestes Konzertprogramm... Nach zwei witeren Chören des Gesangvereins schloß der Abend mit dem Großen Zapfenstreich. 7 Uhr Weckruf durch den Spielmannszug TUS Müsen, Spielmannszug Treebeek und Musikverein Müsen. 11 Uhr Platzkonzert der Holländer. Nachmittags Festzug: es spielten und marschierten Tambourcorps Müsen, Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Hilchenbach, Musikverein Bonn-Beul, Musikverein Fellinghausen, Musikverein Birkelbach, Harmonie Concordia Treebeek und Musikverein Müsen. Dazwischen sah man Trachtengruppen der Kinder, die Ortsvereine mit ihren Fahnen. Im anschließenden Festkonzert gaben alle Kapellen Proben ihres Könnens. Pfingstmontag wieder Frühschoppenkonzert und am Nachmittag Verabschiedung der Gäste aus Holland.

Dies war ein Fest, so recht nach "Müsener Art".

 

Im Januar 1960, anläßlich der Jahreshauptversammlung, legte Erich Quos sein Amt als erster Dirigent nieder. Nach Überwindung des ersten Schocks, denn dieser Entschluß traf die Musiker völlig unvorbereitet, wählt man den bisherigen zweiten Dirigenten Manfred Menn zum ersten Dirigenten. Diese Wahl sollte sich in den folgenden Jahren als genau richtig erweisen. Denn unter der Stabführung von Manfred Menn wuchs das Orchester zu einem leistungsfähigen Klangkörper heran. Es würde den Rahmen dieser Chronik sprengen, wollte man alle Konzerte oder sonstige Verpflichtungen , die das Orchester unter der leitung von Manfred Menn absolviert hat, aufzählen. Es waren dies Konzerte, Verpflichtungen und Besuche in Belgien, in Offenbach, in Bonn-Beul, in Neviges und in Berlin-Spandau, um hier nur einige aufzuzählen und zu nennen. Das bei einem Besuch der Offenbacher Stadtkapelle in Offenbach zu Ehren des Musikvereins die Glocken der St. Nikolaskirche ein fünfminütiges Geläute anstimmten, dürfte wohl einmalig in der bisherigen Geschichte des Musikvereins sein. Aber auch Konzerte vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin sowie in Ostende - Westende und in St. Andries dürften bei denen, die mitgewirkt haben, unvergesslich bleiben.

Musikverein Müsen spielte in St. Andries (Bericht aus der Siegener Zeitung)

 

Siegerländer Schützen mit Bürgermeister Althaus in Flandern zu Besuch

Müsen, 11. Aug. Mit dem Torgauer Marsch zog gestern Abend der Musikverein Müsen nach fünftägiger Belgienfahrt ins festlich geschmückte Dorf. Die über die Grenzen des Siegerlands hinaus bekannte Blaskapelle hatte anstrengende Tage hinter sich. Sie war zusammen mit dem Spielmannszug Gosenbach, Abordnungen des Siegener, Eichener und Haigerer Schützenvereins (die Siegener geführt von Schützenkönig und Bürgermeister Althaus) Gast beim Schützen- und Volksfest in St. Andries bei Brügge gewesen, mußte viel marschieren und viel musizieren und wurde von der für deutsche Marschmusik schwärmende Bevölkerung Flanderns dür die Darbietung mit viel Beifall bedacht. Am Freitag voriger Woche fuhren die 33 Aktiven des Musikvereins mit kapellmeister Manfred Menn and der Spitze und unter Obhut des Vereinsvorsitzenden Engelhardt über Köln, Aachen, Lüttich, Brüssel und Gent nach Brügge in die gute Stube Flanderns, um beim -"Jagdfest 1965"- in St. Andries mitzuwirken. Belgier aus der Garnison in Siegen hatten die Verbindungen zwischen der Stadt und den Siegerländern Vereinen geknüpft, und für beste Betreuung der Gäste sorgten die Musikkapellen sowie die übrigen Vereine von St. Andries. Da gab es gleich am ersten Abend einen Fackelzug, eine Kranzniederlegung am Ehrenmal, am nächsten Vormittag einen Umzug der deutschen Schützenvereine sowie einen festlichen Empfang im Rathaus durch den Bürgermeister. Am Nachmittag hörte die von Urlaubern belagerte Seestadt Koksijde an der Kanalküste, unweit der französichen Grenze, ein "Wandelkonzert" mit deutscher Marschmusi, d. h. sie erlebte einen Umzug durch Innenstadt und über die Strandpromenade, der unter ungewohnt strahlender Sonne viel Spucke und Schweiß kostete. Zum Schützenball am Abend spielte die bayrische Trachten- und eine Tanzkapelle des Müsener Musikvereins. Höhepunkt der Festlichkeiten am Sonntag war die Jägermesse im Schloßpark, an der die Musikkappelle St. Andries, der Spielmannszug Gosenbach, der Müsener Musikverein und sämtliche Schützenvereine teilnahmen. Dort war auch das Fernsehen mit von der Partie. Am Nachmittag zogen dann die Müsener zum Vergnügen der Badenixen kreuz und quer durch Ostende und am Strand hin, wo manch deutscher Urlauber die in Deutschland abhanden gekommene Sonne suchte. Sonntag und Montag klangen jeweils mit Tanzveranstaltungen aus. Dazwischen war Gelegenheit, die Schönheiten Flanderns kennenzulernen und zu bewundern, insbesondere die alte Hansestadt Brügge. Die viel berufene Völkerverständigungen war bei deutscher Marschmusik so herzlich und vollständig, daß St. Andries nicht zögerte, die Siegerländer Musiker und Schützen gleich für's nächste Jahr wieder einzuladen.

 

Am 27. Januar 1966 wurde Adolf Hees zum ersten Vorsitzenden gewählt. In der gleichen Versammlung wurde Wilhelm Engelhardt zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Wilhelm Engelhardt hatte in seiner einmaligen Art als Schriftführer Geschäftsführer und als erster Vorsitzender seine ganze Kraft und Energie dem Musikverein gewidmet. Hierfür sei ihm an dieser Stelle nochmals gedankt. 1968 übernimmt Otto Schäfer die Führung des Vereins, die er 1971 wieder an Adolf Hees weitergibt bis 1976.

 

1969 - 50 Jahre Musikverein Müsen

Das Jubiläumsjahr begann feierlich mit einem Jubiläumskonzert im Gebrüder Busch Theater in Dahlbruch zusammen mit dem MGV Glück-Auf-Müsen.

Dazu schrieb die Presse:

 

Das war Blasmusik, die sich hören lassen kann Musikverein Müsen gab festliches konzert aus Anlaß seines 50-jährigen Bestehens. 500 erwartungsvolle Zuhörer bildeten die eindrucksvolle Kulisse für das Festkonzert, das der Musikverein Müsen unter der leitung von Musikmeister Manfred Menn gestern nachmittag im Gebrüder Busch Theater gab. 32 Blasmusiker hatten ihren Höhepunkt in Meyerbeers Ouvertüre zur Oper "Die Hugenotten", dem Priestermarsch und der Sarastro Arie aus Mozarts "Die Zauberflöte". Dem geschmackvollen Potpourri aus Lortzings beliebtesten Opernmelodien und dem "Ungarischen Tanz" von Johannes Brahms. Beim begeisternd mitgehenden Publikum kamen natürlich auch "Längs der Wolga" und das Intermezzo aus "Tausend und Eine Nacht" von Johann Strauß und der Konzertwalzer "Gold und Silber" von Lehar großartig an. Den strahlenden Abschluss bildete der Festmarsch "Müsen Hoch". MGV - Glück-Auf-Müsen unter der Leitung von Konstantin Mohr hatte mit seinem a-capella - Beiträgen "Weihegesang", "Gott meine Zuversicht", "Licht der Musik", "Heimat" einen hohen Anteil an dem guten Gelingen dieses festlichen Gemeinschaftkonzertes, das den Auftakt bildete für die mehrtägigen Feiern, die die Müsener Ende Mai dieses Jahres zu Ehren ihres jubilierenden Musikvereins veranstalten werden.

 

Am 1.Juni 1969 feierte der Musikverein mit seinen Gästen und Freunden, sowie mit der ganzen Müsener Dorfgemeinschaft sein 50 jähriges Bestehen. Es war das bis dahin schönste und größte Fest, dass der Verein gefeiert hat.

Dass die aktiven Musiker nicht nur mit Noten und Instrumenten umgehen können, sondern auch mit Hacke und Schaufel, beweist ein Bericht aus dem Jahre 1970. In diesem Jahr wurden auf dem Platz vor der ehemaligen Grube Brüche Bäume gefällt, einige Kubikmeter Erde besegt und ein stabiles Geländer gezimmert. Der Erfolg dieser Tätigkeiten war eine Waldbühne, wie sie Fachleute nicht hätten besser bauen können. Mit den Frauen und Kindern, sowie mit einigen einigen Hundert Gästen feierte man nun bei strahlendem Sonnenschein das Waldfest des Musikvereins mit großer Kinderbelustigung.

Am 24. Juli 1974 legt Manfred Menn sein Amt als erster Dirigent, anlässlich einer Probe, zur Jahreshauptversammlung im Januar 1975 nieder. Für die aktiven Musiker war dies ein Schock, obwohl man diesen Schritt, bedingt durch den schlechten Probenbesuch in letzter Zeit, hätte voraussehen müssen. Dies war das Ende einer guten und erfolgreichen Ära Manfred Menn im Musikverein. Als neuer Dirigent wurde auf der Jahreshauptversammlung Thomas Lautenschlager gewählt.

Der Verein gab sich 1975 eine neue, moderne Satzung. Die Jahre 1976 bis 1979 waren Vorbereitungszeit zum 60jährigen Jubiläumsfest und gleichzeitig dem Fest 900 Jahre Müsen. Der Musikverein hatte sich viel vorgenommen. Dank der vielen jungen Musiker, die in den letzten Jahren die Reihen im aktiven Chor aufgefüllt hatten, konnte der Verein hoffnungsvoll in die Zukunft sehen. 1976 wird Willi Schür zum Vorsitzenden gewählt, der 1978 von Gerhard Pickenhahn abgelöst wird. In der Jahreshauptversammlung 1979 übernimmt Otto Schäfer erneut die Führung des Vereins.

1979, das Jubiläumsjahr begann mit einem Festkonzert des Musikvereins unter der Mitwirkung von Startrompeter Walter Scholz am Ostermontag im Gebrüder Busch Theater in Dahlbruch.

Die Festwochen 900 Jahre Müsen und 60 Jahre Musikverein Müsen begannen am 30. Juni 1979 und endeten am 9. Juli 1979. Der Chronist schreibt zum Abschluss des legendären Frühschoppens im Festzelt folgende Zeilen:

 

Mit einem Feuerwerk der guten Laune beendeten die Müsener ihre Feierlichkeiten. Die Kehlheimer Stadtkapelle, das Spandauer Blasorchester und der Musikverein Müsen waren an diesem Wochenende in pausenlosem Einsatz, um den Festverlauf einen würdigen Abschluss zu geben. Allen Müsenern für die nächsten Jahre einen herzliches Glück-Auf. Auch das schönste Fest geht einmal zu Ende. So mussten auch die Musiker Abschied nehmen von ihren alten und neuen Freunden.

 

Die Folgen eines Unfalls hinderten Thomas Lautenschlager daran, sein Amt als erster Dirigent weiter auszuüben. Manfred Knipp, bisher 1. Klarinettist, wurde zu seinem vorläufigen Nachfolger ernannt. Die Einladung des Bezirksamtes Berlin-Spandau zur 750 Jahrfeier von Spandau war ein besonderes Ereignis für den Musikverein. Beim Festzug durch Spandau, einem der Längsten die der Musikverein je mitgestaltet hat, wurden die Musiker immer mit kräftigem Applaus begrüßt. Vor der Ehrentribühne haben wir mit dem "Schwenker nach Müsener Art" den geladenen Gästen unsere Referenz erwiesen. Dieses im Festprogramm nicht vorgesehenes Ereignis hatten selbst die Berliner noch nicht erlebt.

Gernot Schreiber, seit einiger Zeit in Müsen beheimatet, übernimmt den Musikverein im Januar 1985 als erster Vorsitzender. In der Jahreshauptversammlung 1985 wird Otto Schäfer zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Der Verein bedankt sich bei Otto Schäfer für seine geleistete Arbeit als Vorsitzender und als Vorstandsmitglied.

Im März 1985 gratulierten ein Abordnung des Vereins dem Spandauer Blasorchester zum 25. Geburtstag. Im Sommer ging es zu einer Tagesfahrt in die Kaiserstadt Aachen und an den Ruhrsee.

Bei der Jahreshauptversammlung 1986 wird die Anschaffung neuer Uniformjacken beschlossen. Das Orchester stellte sich zum Osterkonzert (heute das Frühlingskonzert) erstmalig in neuem Outfit vor. Bei diesem Konzert zeigte sich auch unser erstes Jugendorchester zum ersten mal der Öffentlichkeit.

In Oeventrop nahmen wir am Landesmusikfest teil mit einem Nachmittagskonzert, Teilnahme am Festzug und einem Bühnenspiel. Das Bezirksmusikfest in Kreuztal, verbunden mit dem 90. Geburtstag das Blasorchesters der Stadt Kreuztal, wurde von uns besucht.

Anlässlich der Feierlichkeiten "300 Jahre Stadtrechte Hilchenbach" gab es die erste Begegnung mit dem Musikverein Eintracht Bierlingen. Peter Sklorz, den es beruflich und familiär nach Starzach verschlagen hatte, und Otto Schäfer hatten die ersten Kontakte geknüpft. Ein bunter Abend im Müsener Hof ließ spontan Freundschaften entstehen, die Verbindung beider Vereine besteht bis heute.

Das Osterkonzert 1988 wurde als Gemeinschaftskonzert mit den Germania-Chören Kredenbach in der Turnhalle in Kredenbach gegeben.

Im September 1989 feierten wir mit dem ganzen Dorf Müsen den 70. Geburtstag des Vereins. Zu den Feierlichkeiten waren die Musikfreunde aus Bierlingen wieder zu Gast in Müsen. Es war ein Fest ganz nach "Müsener Art".

m September 1990 besuchten wir die Kirbe in Bierlingen mit zünftiger Feier am Samstag und Frühschoppenkonzert durch den Musikverein Müsen am Sonntag.

Im Sommer 1990 übernahm Manfred Knipp die Aufgabe als erster Dirigent. Wie alle seine Vorgänger drückt auch er dem Musikverein seinen persönlichen Stempel auf: Präzision, Arbeiten am Detail und der Dynamik machen sich in der Qualität der Musik bemerkbar.

Bei der Jahreshauptversammlung 1992 wird die neue Satzung verabschiedet, der Verein wird in das Vereinsregister eingetragen und erhält nun den Namen: Musikverein Müsen 1919 e.V.

Das Jubiläumsjahr 1994 begann mit einer festlichen Musikprobe am Gründungstag, dem 19. Januar, im Bürgerhaus. Alle Ehemaligen, noch dem Verein angehörenden Aktiven, sowie unsere Ehrenmitglieder wurden zu einer kleinen Feierstunde eingeladen.

Am 23. Januar gestalteten wir einen Festgottesdienst in der evangelischen Kirche in Müsen als Gedenkgottestdienst. Das traditionell am Ostermontag stattfindende Osterkonzert wurde als Jubiläumskonzert im Bürgerhaus in Müsen gegeben. Ein voll besetztes Haus belohnte das Orchester mit langanhaltendem Beifall.

Der Höhepunkt des Jahres war das Festwochenende im Festzelt zwischen Freibad und Bürgerhaus. Auf die Gäste wartete ein buntes Programm. Den Freitag beendet nach einer Feierstunde am Ehrenmal und dem Festkommers im Festzelt unter Mitwirkung aller Ortsvereine der Goße Zapfenstreich. Der Samstagabend steht ganz im Zeichen von German Hoffmann und der Ochsenfurter Blasmusik. Zu diesem Tanzabend waren auch unsere Musikerfreunde aus Bierlingen angereist. Der Sonntagmorgen beginnt mit einem Weckruf durch Müsen. Musiker des Musikvereins, Tambourcorps Müsen und aus Bierlingen zogen um 7:30 Uhr durch das Dorf und weckten zum letzten Tag des Festwochenendes. Diese drei Vereine sorgten ab 10:30 Uhr für ein Frühschoppen ganz nach "Müsener Art".

1997 werden die Pläne für einen Anbau an das Bürgerhaus konkreter. Auf einer Vorstandssitzung am 10.6.1997 gibt Gernot Schreiber bekannt, dass er einen Termin bei Stadtdirektor Bell hat.

1998 ist der Neubau, der gemeinsam mit dem Gesangverein in Eigenleistung errichtet wird, soweit fertig. Aus Termingründen findet die Einweihungsfeier allerdings erst im Sommer 1999 statt.

1999 stellt Genot Schreiber seinen Vorstandsposten aus beruflichen Gründen zur Verfügung. Bernd Hoffmann übernimmt kommisarisch, bis er in der Mitgliederversammlung im Jahr 2000 zum ersten Vorsitzenden gewählt wird.

Die Nachwuchssorgen gehen auch am Musikverein nicht spurlos vorüber. Dirk Setzer entschließt sich spontan eine Flötengruppe ins Leben zu rufen. Es finden sich fünf Mädchen ein, die sich mittwochs treffen, um ein- und zweistimmige Musikstücke einzustudieren. Gleichzeitig beginnen zwei dieser Mädchen eine Klarinetten-Ausbildung. Die Flötengruppe wächst schnell heran. Bei der traditionellen Weihnachtsmusik in der Dorfmitte hat die Flötengruppe ihren ersten offiziellen Auftritt. Im Frühjahr 1999 wird der Proberaum, bisher im Anbau des Bürgerhauses, zu klein und das inzwischen kleine Orchester zieht in den kleinen Saal des Bürgerhauses um. Das Kinderorchester wird durch zwei Akkordeonspieler unterstützt und nimmt am Frühlingskonzert und beim 1.-Mai-Frühschoppen in der Brombach teil.

Nach und nach wechseln immer mehr Kinder von der Blockflöte auf andere Instrumente über. Ein tolles Orchester wächst heran. Mittlerweile kommen so viele Kinder nach, dass einer neue Flötengruppe gegründet werden muss. Diese Aufgabe übernimmt Ralf Setzer.

Im Frühjahr 2001 spielen fast 30 Kinder im Kinderorchester. Das Highlight im Herbst 2001 für die Kinder ist das Probenwochenende in der Jugendherberge Bad Berleburg. Hier werden die Kinder ausgiebig auf das bevorstehende Weihnachtskonzert vorbereitet. Dieses Konzert fand unter der Mitwirkung des Akkordeonorchesters II der Musikschule Kreuztal/Hilchenbach statt. Die Spenden, die bei dem Konzert gesammelt wurden, wurden einem kranken Mädchen überreicht.

Die Flötengruppe und das Kinderorchester wachsen immer weiter an. Es werden reichlich Auftritte absolviert. Mittlerweile wechseln einige Mädchen und Jungen in das Hauptorchester über. Es laufen die Vorbereitungen für das Jahr 2004. In diesem Jahr wird der Musikverein 85 Jahre alt. Mit einem Gemeinschaftskonzert am 1. Februar 2004 im Gebrüder-Busch-Theater wird das Festjahr eröffnet. Der Höhepunkt des Jahres ist die 925-Jahr Feier des Dorfes.